Donnerstag, 10. Juli 2014

Tritt ein bring Glueck herein!

Heute plaudere ich mal aus dem Naehkaestchen dem Perlenofen! ;-)

Nachdem ich taeglich Anfragen verschiedenster Art bekomme, und ich immer wieder merke, dass viele absolut keine Ahnung von meiner Arbeit Glasperlen herzustellen haben, moechte ich Euch heute ein wenig mit in meine Werkstatt nehmen - virtuell versteht sich!

Meine Geschichte mit den Glasperlen hat im Maerz 2007 begonnen. Nachdem ich mich vorher schon monatelang mit der Materie auseinander gesetzt hatte, das Internet durchforstet, in Foren fleissig gelesen und ein paar Buecher durchgeackert hatte bestellte ich mir das wichtigste Basisequipment. Dafuer blaetterte ich schon ein paar hundert Euro hin, ohne zu wissen, ob sie auch gut investiert waren. 
Am 10. Maerz 2007 drehte ich meine ersten Perlen und dachte mir: du lieber Himmel....ob das jemals was wird! Ich war vorerst schlichtweg ueberfordert, so ganz einsam und alleine an der 1 300 Grad heissen Flamme. 

Hier seht Ihr meine allerersten Perlen. Nach Jahren hatte ich sie heute wieder in Haenden und ich muss sagen, ich bin ganz schoen stolz darauf, wie ich mich entwickelt habe!


Inzwischen habe ich Unsummen fuer mein Equipment, Material und Weiterbildungskurse (meist bei Amerikanerinnen, die das Handwerk seit 20 Jahren beherrschen, der ganze Kurs dann natuerlich nur auf Englisch und hunderte Kilometer weit entfernt) ausgegeben! 
Ich bin immer noch mit grosser Begeisterung und viel Leidenschaft dabei und ich denke das merkt man auch!

Zum Perlendrehen benoetigt man Glasstaebe in verschiedenen Farben. Es gibt sie von verschiedenen Glashuetten, manche koennen aufgrund ihrer Eigenschaften nicht miteinander kombiniert werden, manche Farben reagieren nicht schoen miteinander, manche Farben gibt es gar nicht, einige reagieren auf Hitze, Propangas oder Sauerstoff.......Dinge, die man ausprobieren und lernen muss. (Es sind im Laufe der Jahre ein paar hundert "Probeperlen" in den Abfalleimer gewandert).

Hier seht Ihr mich an meinem Arbeitsplatz. Ich arbeite an einem Brenner, der mit Sauerstoff und Propangas eine Flamme von ca. 1300 Grad erzeugt. (Nein, ich habe noch nie in die Flamme gegriffen, das haette fatale Folgen. Allerdings ist mein Dekollete uebersaeht mit Brandnarben, meine Shirts haben Brandloecher - und auch einige Unterhosen, aufgrund vorwitziger Glassplitter, die den Weg in den Ausschnitt gefunden haben und nachdem ich aufgesprungen bin im Hosenbund verschwunden sind - hoert auf zu lachen, das war nicht witzig!)

Hier seht Ihr nochmals genauer, wie ich das heisse Glas rund um den Dorn wickle (in dem Fall wird es ein Glasring, daher der dicke Dorn). Dieser ist mit einem Trennmittel ueberzogen damit sich die Perle spaeter loest, und muss staendig gedreht werden, da das fluessige Glas sonst, dank Erdanziehungskraft, nach unten tropft.

Ich forme die Perle im heissen Zustand und mache mit den verschiedenen Farben die Muster darauf, sie werden von mir nicht nachher angemalt. Die Muster werden gearbeitet indem ich die verschiedenen Farben aufschmelze. Manchmal sitzt dann eben auch ein Frosch darauf oder eine Blume, Schmetterling, Krebs, Tupfen, Streifen, usw.  - alles wird aus geschmolzenem Glas gemacht. 
Je nachdem wie aufwendig das Muster ist, wie gross die Perle und wie leicht es mir an diesem Tag von der Hand geht dauert die Arbeit daran zwischen 5 Minuten und 1 1/2 Stunden. 
Wenn ich neue Muster oder Formen probiere dauert es natuerlich laenger und braucht auch oefter mal einen neuen Anlauf. Was bedeutet das der Versuch mit dem ich nicht zufrieden bin in die Tonne wandert und ich nochmals neu beginne. 
Daher ist es fuer mich oft nicht moeglich Euren Wuenschen und Ideen nachzukommen, denn wenn ich zum Beispiel den Sonderauftrag habe einen Loewen, Skorpion, Kolibri, ein Kaenguruh oder sonstiges zu machen, ich fuer eine Perle nehmen wir an 30 Minuten reine Brennerarbeitszeit (ohne der noetigen Nacharbeit und dem Faedeln) brauche, ich dann die erste, zweite und dritte Perle nicht zu meiner (und sicher auch Eurer) Zufriedenheit hinbekomme und diese dann wegschmeissen muss, wuerdet Ihr mir den Vogel zeigen (mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen), was ich alleine fuer die reine Arbeitszeit verlangen muesste.
Daher bin ich zwar immer offen fuer neue Ideen, aber sie sind fuer mich nicht immer umsetzbar. 

So, nachdem ich dann die Perle zu meiner Zufriedenheit gearbeitet habe, kommt sie direkt von der Flamme weg in den Temperofen. Dieser kuehlt am Ende meines Brennertages die Perlen langsam, ueber ein paar Stunden hinweg auf Zimmertemperatur herunter. Langsam deswegen, damit in der Perle durch den hohen Temperaturunterschied (1300 Grad und Zimmertemperatur) keine Spannungen entsteht und diese dann (bei entsprechender Behandlung) ein paar tausend Jahre haltbar ist.


Meist am naechsten Morgen entnehme ich die kuehlen Perlen, loese im Wasser das Trennmittel, schleife den Perlenkanal aus, putze sie und verarbeite sie weiter zu Schmuck. 
Dann folgen noch Sachen wie Fotos machen, Fotos herunterladen, bearbeiten, Artikel einstellen.......alles braucht seine Zeit!

Ich gebe keine Kurse, da ich dazu nicht die notwendige Geduld, Zeit und Platz habe. 
Meinen Schmuck verkaufe ich direkt in meiner Werkstatt (nach Terminvereinbarung), ueber DaWanda und Facebook und ab und zu auf Maerkten. 

Ich liebe meine Arbeit und bin stolz auf das was aus dem urspruenglichen Hobby geworden ist!
Vielleicht konnte ich mit meinem kleinen Einblick einige Eurer Fragen beantworten!

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